Hauptmenü:
Tag 5: Nach Narva an der russischen Grenze
Wir hatten die Halbzeit unseres Estlandaufenthaltes bereits hinter uns, doch gab es in Estland noch einiges zu sehen und zu erkunden. Am fünften Tag wollten wir kanpp an die russische Grenze in die Stadt Narva. Für viele stellt sich die Frage ob diese Stadt überhaupt eine Reise wert ist, schliesslich fährt man knapp 2 1/2 Stunden von Tallin hierher. Touristische Sehenswürdigkeiten gibt's nicht mehr viele zu sehen. Die Hauptattraktion ist zweifelsohne die Burg Hermannsfeste und ihr Pendant auf russischer Seite, Ivangorod - getrennt nur durch den Grenzfluss, ebenfalls Narva genannt.
Wahrscheinlich stehen sich nirgends auf der Welt zwei ehemals verfeindete Bastionen so nah gegenüber. Erbaut wurde Hermannsfeste Ende des 13. Jahrhunderts von den Dänen, die damals in Nordestland herrschten. In den nächsten 200 Jahren wurde die Burg aufgrund der sich stetig weiterentwickelnden Waffensysteme mehrfach erweitert und umgebaut. Das gleiche gilt natürlich auch für das Gegenstück auf russischer Seite. Ivangorod wurde allerdings erst Ende des 15. Jahrhunderts, als Schutz gegen westliche, Mächte erbaut.
Ein interessantes Detail am Areal der Hermannsfeste ist das Lenin-Denkmal, das das wahrscheinlich letzte, stehende in Estland ist. Um diese Denkmal ranken sich die Gerüchte, dass der Ort auf den der ausgestreckte Finger Lenins zeigt, vom Pech verfolgt wird.Nachdem auf diese Weise das alte Burgcafe bankrott ging, beschloss man, die Statue so zu platzieren, dass der Finger auf Russland zeigt. Ein paar weitere Sehenswürdigkeiten wären die Alexanderkirche oder der Aussichtspunkt auf die beiden Burgen, " der schwedische Löwe". Der bessere Platz für ein Foto ist allerdings in einem kleinen Park an der Narva.
Viel mehr hat Narva nicht zu bieten, sieht man von dem beklemmenden Gefühl ab, dass sich schon einige Kilometer vor der Stadt bemerkbar machte, und selbstverständlich auch die zahlreichen grauen Plattenbauten, die das Stadtbild prägen. Überhaupt ist hier der russische Einfluss am stäksten spürbar, leben doch ca. 90% russischsprachige in der Stadt, die nicht umsonst in einer deutschen Zeitung als "hässlichste und verwahrloseste Stadt Europas" bezeichnet wurde, während sich die Stadt selbst in einer Imagebroschüre als "Tor nach Europa" sieht. Auf alle Fälle ist von der "barocken Perle der Ostsee" nicht mehr viel zu sehen. So waren wir dann auch wieder froh, diese Gegend zu verlassen und nach Tallinn zurück zu kehren, wo wir am Abend noch ein ziemliches Kontrastprogramm starteten: eine nächtliche Fotosession in der Altstadt.
Zurück nach Saaremaa (Tag 4), oder ein Ausflug in die Talinner Nacht